DigComp 3.0 in der Praxis: Von digitalen Kompetenzen zu messbarer Wirkung

Kurz gesagt: Tools sind nicht das Problem. Wirkung entsteht, wenn Teams die richtigen Kompetenzen für ihre realen Aufgaben aufbauen – mit klaren Spielregeln, Rollen und Routinen. DigComp 3.0 gibt dafür einen verständlichen Rahmen.

Warum jetzt über DigComp sprechen

Viele Organisationen investieren in M365, KI‑Assistenten und neue Plattformen. Dennoch ändern sich Alltag, Prozesse und Entscheidungen oft kaum. DigComp 3.0 ist ein Kompetenz‑Kompass: Er beschreibt, welche Fähigkeiten Menschen brauchen, um digital wirksam zu arbeiten – unabhängig vom Tool. Das hilft, Schulungen, Onboarding und Weiterentwicklung auf Aufgaben statt auf Funktionslisten auszurichten.

Die 5 Kompetenzbereiche – in Klartext mit Beispielen

1. Information & DatenFinden, bewerten, strukturieren.Beispiel: Einheitliche Ablage und Suchmuster in SharePoint. Recherchen mit Quellencheck.

2. Kommunikation & ZusammenarbeitKlar schreiben, synchron und asynchron zusammenarbeiten, Versionen und Rollen klären.Beispiel: Teams‑Kanäle mit Namenskonventionen, Entscheid‑Logs, saubere Übergaben.

3. Digitale Inhalte erstellenInhalte planen, erstellen, überarbeiten, wiederverwenden – Text, Bild, Audio, Formulare.Beispiel: Bürgerinfo vereinfachen, Angebotsbausteine pflegen, Formulare standardisieren.

4. Sicherheit & digitaler SchutzDatenklassen, Freigaben, Rechte, sichere Freigabe an Externe, verantwortungsvolle KI‑Nutzung.Beispiel: Rollen‑ und Freigabematrix, KI‑Journal bei sensiblen Fällen.

5. Problemlösen & weiter lernenProzesse analysieren, Pilotieren, Feedback einholen, KVP leben.Beispiel: Monatlicher Verbesserungszyklus mit Top‑3 Engpässen.

Neu relevant in DigComp 3.0: stärkere Verankerung von KI‑Kompetenz, aktualisierte Learning Outcomes und 8 Niveaustufen von „Basis“ bis „hoch spezialisiert“. Das ermöglicht rollenbezogene Lernpfade statt „One‑Size‑fits‑all“.

Was das für den Alltag bedeutet

• Kompetenz vor Tool: Erst klar machen, welches Problem gelöst werden soll – dann das passende Tool einsetzen.

• Rollen statt Gießkanne: Teamleitung, Sachbearbeitung, Fachstelle, Kommunikation lernen unterschiedlich.

• Kurze Sprints statt Kurskatalog: 2–3 Wochen für 1 Problem, mit Vorher‑Nachher‑Vergleich.

• Sicher erlauben: KI und Automatisierung mit Guardrails zulassen, statt pauschal zu verbieten.

• KVP: Lernen als Routine, nicht als Event.

So setzen wir DigComp 3.0 praxisnah um

1) KonventionenAuf 1–2 Seiten klären: Wofür nutzen wir Tools und KI, welche Daten dürfen wohin, Quellenpflicht, 4‑Augen‑Prinzip, Abschluss‑Signal.Ergebnis: Sicherheit und Fokus – Lernen wird wirksam.

2) AmbassadorenErste Anlaufstelle im Alltag: Sprechstunden, Teams‑Hub, Best Practices, „Was‑tun‑wenn“-Guides.Ergebnis: Hilfe dort, wo Arbeit passiert.

3) Use‑Case‑SprintsEin greifbarer Fall pro Team in 2–3 Wochen:

• Meeting‑in‑5: Entscheide, To‑dos, Versand in 10 Minuten.

• Protokoll‑Pipeline: Traktanden rein, Entscheid‑Briefing raus.

• Klartext‑Service: Bürger‑ oder Kundeninfo verständlich machen.Ergebnis: messbarer Nutzen statt Folien.

4) KI erlaubt, aber sicherKurze Policy mit Risikoklassen, Quellenbelegen, KI‑Journal für sensible Fälle, klare Freigaben.Ergebnis: Mehr Tempo, weniger Risiko.

5) KVP als RoutineMonatlicher Verbesserungszyklus, Entscheid‑Log, Stop‑Doing‑Liste, 3 priorisierte Prozesse.Ergebnis: Stetig besser, ohne Big‑Bang‑Projekt.

6) Messen, was zähltWenige Kennzahlen konsequent erheben:

• Zeit pro Vorgang: Protokoll, Entscheidbriefing, Bürgerauskunft.

• Fehlerquote: Korrekturen, Rückfragen, Missverständnisse.

• Zufriedenheit im Team.

• Adoptionsgrad pro Rolle.

• Entlastete Dritt‑Tools.

Mini‑Skill‑Matrix nach DigComp 3.0 (Beispiel)

• SachbearbeitungInfo & Daten: Suchen, Quellen prüfen, Dateiablage pflegen.Kommunikation: klare Übergaben, Versionierung, Vorlagen nutzen.Sicherheit: Freigaberegeln anwenden, KI‑Journal bei sensiblen Fällen.

• TeamleitungZusammenarbeit: Entscheid‑Logs, Rollenklärung, asynchron führen.Inhalte: Executive Summaries prüfen, Klartext einfordern.Sicherheit: Freigaben verantworten, Risiken abwägen.

• Fachstelle/ExpertinnenInhalte: Standards und Bausteine pflegen, Qualität sichern.Problemlösen: Prozesse analysieren, Automatisierungsvorschläge prüfen.KI: Quellen und Evidenz bewerten, Prompt‑Kits schärfen.

• Kommunikation/ServiceInfo & Daten: Bürgerfragen clustern, FAQ pflegen.Inhalte: barrierearm und verständlich schreiben.Sicherheit: Datenschutz in Text und Bild beachten.

Discovery‑Fragen, die Köpfe öffnen

1. Welche drei Aufgaben sollen in 90 Tagen spürbar schneller gehen – und woran messen wir das.

2. Wo wäre KI heute nützlich, ist aber verboten. Was fehlt, damit wir sie sicher erlauben.

3. Wann haben wir zuletzt Nutzende befragt und Wirkung gemessen. Was ändern wir bis zum nächsten Review.

4. Wo klemmt Führung: Entscheidfreiheit, Fehlerkultur, Beförderungen. Welche eine Gewohnheit ändern wir diese Woche.

5. Welche Regeln bremsen uns. Was kommt auf die Stop‑Doing‑Liste.

6. Mit wem müssten wir kooperieren, damit es schneller geht.

7. Welche DigComp‑Bereiche sind bei uns am schwächsten – und an welchem konkreten Fall starten wir.

30‑60‑90 – ein pragmatischer Fahrplan

30 TageKonventionen finalisieren, Ambassadoren benennen, 1 Use‑Case‑Sprint pro Team starten, Basis‑KPI definieren.

60 TageZweiter Sprint, KI‑Policy light aktiv, Teams‑Hub mit Best Practices, monatliches KVP‑Ritual eingeführt.

90 TageDrittes Vorhaben, Vorher‑Nachher‑Vergleich, Stop‑Doing‑Liste, Entscheidschablonen verankert, Lernpfade nach Rolle geschärft.

Fazit

DigComp 3.0 hilft, digitales Arbeiten verständlich zu machen: nicht über Features, sondern über Fähigkeiten. Mit klaren Regeln, Rollen, kurzen Sprints und einfacher Messung wird aus „wir könnten“ „wir können“ – und zwar pragmatisch, sicher, messbar.

Melde dich. Wir schauen gemeinsam auf eure drei wichtigsten Aufgaben und machen sie in wenigen Wochen spürbar besser – ohne neues Produkt, mit den richtigen Grundlagen.