Em‑Dash als ChatGPT‑Indikator? Warum das Satzzeichen misstrauisch macht und wie du es vermeidest
- Sandro Parissenti

- 7. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
In den vergangenen Monaten ist eine hitzige Diskussion um ein unscheinbares Satzzeichen entbrannt: den "Gedankenstrich" oder *Em‑Dash* (—). Auf X (ehemals Twitter) und Reddit kursieren Behauptungen, dass diese lange Linie ein verräterisches Indiz für AI‑Texte sei. Ein Mode‑Podcast sprach sogar vom „ChatGPT‑Hyphen“ und forderte: „Public service announcement: Take out the hyphen“. In den sozialen Medien wird ein vermeintliches Muster erkannt, Menschen nutzen Gedankenstriche angeblich selten, Chatbots dafür umso mehr. Aber was steckt dahinter? Und wie gehst du damit um, wenn du ChatGPT für deine Texte nutzt?
Warum der Gedankenstrich in den Verdacht gerät
Laut *Washington Post* sehen manche Nutzerinnen und Nutzer im Em‑Dash ein eindeutiges Zeichen für künstliche Intelligenz: Sie glauben, dass schlecht geschriebene E‑Mails oder steife Hausarbeiten an der Häufung von Gedankenstrichen zu erkennen sind. Diese These hat sich im Frühjahr 2025 verbreitet, nachdem Social‑Media‑Beiträge darauf hinwiesen, dass Chatbots häufiger Em‑Dashes setzen als Menschen.Die Vermutung rührt unter anderem daher, dass viele Large‑Language‑Models auf englischsprachigen Quellen trainiert werden.
Im Englischen ist der Em‑Dash beliebt, um Nebensätze einzuschieben oder eine dramatische Pause zu setzen. Aus diesem Grund nutzen die Modelle ihn gerne – vor allem wenn sie nicht angewiesen werden, einen anderen Stil zu wählen. Auf Deutsch hingegen wirkt der Gedankenstrich oft gestelzt oder holprig.Interessant ist dabei, dass selbst OpenAI dieses Muster kennt. Laurentia Romaniuk aus dem ChatGPT‑Team räumt ein, dass das Modell den Gedankenstrich „vielleicht bevorzugt“, betont aber, dass dies kein festes Gesetz sei und das Resultat stark von den Nutzern und ihren Beispielen abhängt. Ziel sei es, eine klare und effektive Kommunikation zu unterstützen, egal in welchem Stil.
Beispiele: So klingt ein Em‑Dash vs. Punkt und Komma
Um zu verstehen, warum der Gedankenstrich als Indikator gilt, hilft ein Blick auf konkrete Sätze. Viele User beschweren sich, dass AI‑Texte aufgrund der Em‑Dashes wie aus der Maschine wirken. Zwei Beispiele verdeutlichen den Unterschied:
Mit Em‑Dashes: „The results were impressive — we saw a 40 % increase in engagement — and the team was thrilled.“
Ohne Em Dashes: „The results were impressive. We saw a 40 % increase in engagement, and the team was thrilled.“
Die zweite Variante liest sich flüssiger und wirkt menschlicher. Die Botschaft ist identisch, aber die Interpunktion verändert den Rhythmus.
Schritt für Schritt: Em Dashes aus ChatGPT entfernen
Ein einfacher Hack verhindert, dass ChatGPT in deinen deutschen Texten Gedankenstriche verwendet. Der wichtigste Punkt: Nur der Hinweis „Keine Em Dashes!“ reicht nicht aus. Du musst dem Modell eine Alternative anbieten, sonst schleicht sich der Gedankenstrich wieder ein. So gehst du vor:
1. Öffne ChatGPT und klicke auf Personalization → Custom Instructions.
2. Ergänze unter „How would you like ChatGPT to respond?“ folgenden Satz:
„Systematically replace em dashes (—) with a dot (.) to start a new sentence, or a comma (,) to continue the sentence.“
3. Speichere die Einstellungen. ChatGPT wird nun anstelle des Em‑Dashes Punkte oder Kommas verwenden.
Damit ersparst du dir die Nachbearbeitung in deinem Blog oder Newsletter – und deine Texte wirken natürlicher.
Warum der Em Dash keine zuverlässige AI‑Erkennung ist
Die Fixierung auf den Gedankenstrich als AI Tell ist keineswegs unumstritten. Autorinnen, Journalisten und Sprachexperten verteidigen das Satzzeichen als legitimes Stilmittel. Aileen Gallagher von der Syracuse University bezeichnet den Gedankenstrich als „kraftvolles Schreibwerkzeug“ und empfindet es als „verletzend“, ihn als totes AI Merkmal abzutun. Andere Fachleute erklären, dass der Em Dash in der Literatur seit Emily Dickinson zum guten Ton gehört.
Auch medienkritische Stimmen warnen vor einem „Witch Hunt“. Ein Artikel im Blog *Gen X Watch* weist darauf hin, dass es kein einzelnes Merkmal gibt, das AI‑Texte eindeutig verrät, und dass viele AI‑Detektoren mit falschen Positivergebnissen kämpfen. Der Versuch, anhand von Satzzeichen oder bestimmten Wörtern eine Maschine zu entlarven, führt zu wilden Anschuldigungen und kann echten Schreibenden schaden.
Fazit: Klarheit statt Hexenjagd
Der Gedankenstrich ist für viele Schreibende ein kreatives Werkzeug – und doch kursieren im Netz Gerüchte, dass sein Gebrauch Texte entlarvt. Einige AI‑Generatoren nutzen ihn gern, weil sie vor allem englischsprachige Muster imitieren. Mit einfachen Einstellungen in den "Custom Instructions" lässt sich das Verhalten von ChatGPT jedoch anpassen. Indem du Em‑Dashes automatisch durch Punkte oder Kommas ersetzen lässt, vermeidest du das Verdachtsmoment, ohne deinen Stil komplett zu ändern.
Trotzdem gilt: "Punkt und Komma allein machen einen Text nicht menschlich." Wie Fachleute betonen, gibt es kein sicheres Erkennungsmerkmal für AI‑Texte. Viel wichtiger ist, dass deine Inhalte authentisch sind, zum Kontext passen und Mehrwert bieten. Nutze KI als Werkzeug – aber lass sie nicht automatisch über deinen Stil entscheiden.





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